Ist Aminas ein Tryptophan?
Erstellt von r.ehlers am Montag 27. Juli 2015
Von: … [mailto:j….@aon.at]
Gesendet: Sonntag, 26. Juli 2015 10:51
An: re@richtig-essen.net
Betreff: Aminas bei Einnahme von Antidepressiva
Sehr geehrter Herr Ehlers!
Ist Aminas ein L-Tryptophan? Kann Aminas demzufolge bei gleichzeitiger Einnahme von Antidepressiva zu einem Seratonin-Syndrom führen?
Ich nehme Mirtazapin und der Beipacktext warnt vor der zusätzlichen Einnahme von L-Tryptophan.
Können Sie dazu etwas sagen, bzw gibt es Erfahrung dazu?
Bitte um Ihre geschätzte Auskunft.
Meine Antwort:
Sehr geehrter Herr …,
L-Tryptophan ist in enorm vielen Lebensmitteln vorhanden. Es ist eine in vielen Aufgaben lebenswichtige Aminosäure. Sie ist auch in den Ausgangsstoffen aller Aminas-Sorten vorhanden.Niemand sollte Tryptophan extra einnehmen, es ist Teil jeder normalen Nahrung. Es ist z.B. unverzichtbar zum Aufbau von Serotonin als Gewebshormon im Körper (Verdauungstrakt, Lungenbläschen, Blutplättchen).
Weil das Serotoninmolekül viel zu groß ist, kann es niemals durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn eindringen. Dort wird es aber auch ganz dringend gebraucht. Aber es muss dort selbst synthetisiert werden. Dazu braucht es auch Tryptophan, das auch nicht ganz leicht ins Gehirn kann, das aber bei richtiger Ernährung doch regelmäßig ins Gehirn findet. Auf meinen Seiten habe ich schon in der Rubrik „Grundwissen“ ausführlich dazu vorgetragen.
Dass Tryptophan ganz natürlich seinen Weg ins Gehirn finden kann, können Sie schon durch das Phänomen des „runners high“ erkennen. Wer Ausdauersport treibt, hat einen hohen Bedarf am Stresskontrollhormon. Der Ausdauerstress gibt dem Stresskontrollzentrum im Hypothalamus des Gehirns den Anstoß, die Synthese von Serotonin in Gang zu bringen (im Stammhirn). In dieser Phase muss nicht extra Tryptophan oder sonst einer der Bausteine für den Serotoninauf mit der Nahrung aufgenommen werden. Die Stoffe befinden sich längst in den Speichern der Gehirnzellen!
Wegen des Serotoninaufnahmehemmers Mirtazapin vor der Aufnahme von Tryptophan zu warnen, offenbart ein großes Unwissen. Weder Aminas noch Tryptophan können jemals zu einer Überversorgung mit Serotonin führen. Der Körper stellt nach eigenem Bedarf Serotonin her. Wie er allerdings auf Wiederaufnahmehmmer reagiert, weiß niemand so recht. In Fällen starker Depression scheint es geholfen zu haben, überhaupt das Leben ertragen zu können. Von manchen höre ich, dass sie (erst) nach Einnahme solcher Medikamente laufend an Suizid denken konnten.
Ich kann aus Gesprächen mit Hunderten Betroffener berichten, dass der Verzehr tryptophanhaltiger Nahrung gar keine Probleme mit der Einnahme von SSRI kennt, aber auch, dass der Verzehr von Aminas keineswegs nachteilig war, selbst wenn die Wirkungen zeigten, dass der Verstoffwechslungsreiz auf den leeren Magen den Aufbau von Serotonin als Esskontrollhormons befördert hatte. Offenbar greifen da die körpereigenen Kontrollen.
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Ehlers